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Jaeger-LeCoultre Atmos

Die Atmos ist eine mechanische Pendeluhr mit Schneckenfeder und torsions­gesteuertem Pendel, deren Federhaus nicht manuell, sondern durch ein geschlossenes Blasebalg-System aufgezogen wird. Der Blasebalg (früher aus Glas, heute meist aus Metall) enthält ein Gasgemisch – seit 1936 überwiegend Ethylchlorid –, das sich bei Temperatur- und Luftdruck­änderungen ausdehnt bzw. zusammenzieht.

Bereits eine Änderung von -1 °C oder +1 °C liefert genug Energie, um die Feder für etwa zwei Tage zu spannen. Da das Pendel der mechanischen Pendeluhr Jaeger-LeCoultre Atmos nur zwei Halbschwingungen pro Minute ausführt (zum Vergleich: eine klassische Pendeluhr schafft 120), liegt der Energiebedarf 250- bis 300-fach niedriger als bei herkömmlichen Tischuhren.

Geschichte

1928–1930: Jean-Léon Reutter und die Atmos 0/1
Der in Neuenburg tätige Ingenieur Jean-Léon Reutter präsentierte 1928 den ersten funktions­fähigen Prototyp „Atmos 0“. Ab 1929 übernahm die französische Compagnie Générale de Radio (CGR) die Fertigung der kommerziellen Atmos 1, die ein Balg­system aus Quecksilber und Ammoniak nutzte.2

1935–1939: Übergang zu Jaeger-LeCoultre
Am 27. Juli 1935 erwarb Jaeger-LeCoultre (JLC) die Rechte, überarbeitete das Konzept grundlegend und stellte im Januar 1936 die Atmos 2 mit Ethylchlorid-Blasebalg vor. Wegen technischer Feinarbeit lief die Serienproduktion aber erst ab Mitte 1939 an.

1940er–1970er: Verfeinerung und Ausweitung
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Atmos zu einem Symbol schweizerischer Präzision. JLC brachte nummerierte Modellreihen (Atmos III–VIII) mit unterschiedlichen Gehäusen – von Art-Déco-Glaskästen bis hin zu vergoldeten Classique-Modellen – auf den Markt. Die Uhr fand ihren Platz in Diplomatenbüros, Staatsgäste-Geschenken und Design­museen.

1983: Kaliber 540 und moderne Serien
1983 konstruierte JLC das Kaliber 540 (Seriennummern ab 600 000), das den Energie­kreislauf nochmals stabilisierte und umfangreich in der heutigen Kollektion Verwendung findet. Seitdem erschienen limitierte Editionen, etwa mit Email-Zifferblättern aus dem Atelier des Métiers Rares oder Re-Editionen der Reutter-Glasglocke.

Bis 2025 wurden nach Schätzungen der Manufaktur über 500 000 Atmos-Uhren hergestellt.

Eigenschaften

  • Energieeffizienz: Dank der extrem langsamen Pendel­frequenz (~0,5 Hz) genügt die tägliche Umgebungsenergie; ein Temperatur­unterschied von 2 °C pro Tag kann eine Atmos theoretisch unbegrenzt betreiben.
  • Präzision: Ab Werk ist eine Ganggenauigkeit von ±1 Minute pro Monat vorgesehen, was für einen derart energiearmen Antrieb bemerkenswert ist.
  • Design-Vielfalt: Gehäuse aus Messing, vergoldeten Rahmen, Baccarat-Kristall oder modernem Saphirglas. Spezialserien zeigen kunstvolle Guillochierungen, Email-Malerei oder Skelettierungen.
  • Wartung: Obwohl praktisch „selbstaufziehend“, benötigt eine Atmos etwa alle 20–25 Jahre eine Revision, hauptsächlich Schmierung und Dichtheitsprüfung des Balgs.
  • Sammlerwert: Frühe Reutter-Modelle, Jubiläumseditionen (z. B. Millennium 2000) oder handgravierte Atelier-Stücke erzielen hohe Auktionspreise.

Gesundheitlicher Aspekt

Quecksilber und Ammoniak (Atmos 1)
Die allerersten Serien (1929–1935) setzten einen Balg mit Quecksilber-Ammoniak ein. Beschädigt der Besitzer das Balg­system, kann Quecksilber­dampf austreten; das ist toxikologisch relevant. Aufgrund dieser Problematik stellte JLC 1935 auf das deutlich weniger gefährliche Ethylchlorid um.

Radium-leuchtzifferblätter
Bis in die frühen 1960er kamen radiumhaltige Leucht­farben zum Einsatz. Intakte Uhren gelten als relativ sicher, da das Glasgehäuse Alpha- und Beta-Strahlen abschirmt und die Gamma-Emission niedrig bleibt. Risiken entstehen vor allem beim Öffnen oder Restaurieren: Lose Leuchtfarbe kann eingeatmet oder verschluckt werden. Fachliteratur und Strahlenschutz­untersuchungen raten daher, radiumhaltige Atmos-Uhren nur von spezialisierten Restauratoren öffnen zu lassen und defekte Exemplare fachgerecht als radioaktiven Abfall zu entsorgen.

Ethylchlorid selbst ist leicht entflammbar (Flammpunkt −22 °C) und narkotisierend; sollte der Balg einmal undicht werden, empfiehlt die SUVA, den Raum sofort zu lüften und Funkenquellen zu meiden. Bei älteren Atmos-Uhren kann außerdem der Schmierstoff PCB-haltig sein, was eine fachgerechte Entsorgung als Sonderabfall erfordert.

Für Sammler gilt daher: Niemals in der Nähe offener Flammen, Heizkörper oder direkter Sonne ausstellen, weil thermische Spitzen den Innendruck drastisch erhöhen. Strahlenschutzfachstellen raten, radiumhaltige Ziffernblätter mit einem Handdosimeter zu überwachen; Werte über 1 µSv/h am Glas erfordern Abschirmkoffer oder Dekontamination. Nach Restaurierung sollten die Hände gewaschen und Staubreste abgesaugt werden, um jegliche Restkontamination zuverlässig zu entfernen hilft.

Seit knapp 60 Jahren verwendet Jaeger-LeCoultre weder Quecksilber noch Radium. Moderne Atmos-Uhren gelten als unbedenklich; Ethylchlorid ist hermetisch eingeschlossen und Radium wurde durch photolumineszierende Pigmente ohne Radioaktivität ersetzt.

Siehe auch

· Sportbekleidung

· Windsurfing

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